Menu
Menü
X

Entscheidung Herbstsynode 2020

Tagungsbetrieb des Kloster Höchst endet spätestens 2023

Die Landessynode hat in ihrer Herbsttagung (online) entschieden, dass das Kloster Höchst als "Ort kirchlichen Engagements" weitergeführt werden soll. Der Tagungsbetrieb soll aber aus Kostengründen in den nächsten zwei bis drei Jahren eingestellt werden.

Stellungnahme des Dekanats Odenwald

Höchst/Michelstadt. Karl-Heinz Schell bedauert die Einstellung des Tagungsbetriebs im Kloster Höchst innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre. Der Dekan des Evangelischen Dekanats Odenwald freut sich aber, dass das Haus als "Ort kirchlichen Engagements" erhalten bleiben soll. Die Landessynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau hatte bei ihrer derzeitigen Online-Tagung vor dem Hintergrund der Sparmaßnahmen im Rahmen des Zukunftsprozesses "ekhn2030" entschieden, aus wirtschaftlichen Gründen den Tagungsbetrieb bis spätestens Ende 2023 einzustellen, jedoch keinen Verkauf, sondern eine Umnutzung "zu einem Zentrum kirchlichen, diakonischen und kirchennahen Engagements, ergänzt um Formen des Wohnens" anzustreben".

"Vor allem denken wir an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses und ihre Familien", sagt Schell und hofft auf gute Perspektiven für deren weitere Beschäftigung. "Auch ist es schade, dass eine fast sechzigjährige Geschichte des Beherbergungs- und Tagungsbetriebs - über weite Strecken als Haus für die Jugend - an einem jahrhundertealten Ort mit starker geistlicher Ausstrahlung dann zu Ende geht." Gleichwohl freut sich der Dekan, dass Kloster Höchst ein Ort kirchlicher Arbeit bleiben soll, "zumal ja unsere Gemeindekirche Bestandteil des Klosterensembles ist", betont Schell.

Kloster Höchst ist zwar ein gesamtkirchliches Haus, liegt jedoch im Gebiet des Dekanats Odenwald. Das Dekanat hat seit knapp zehn Jahren hier eine Pfarrstelle für geistliches Leben angesiedelt, Pfarrerin Marion Rink leistet "engagierte und wertvolle spirituelle Arbeit, die von vielen Besuchern des Hauses sehr geschätzt wird", so Schell.

Hintergrund: Kloster Höchst

Die Anfänge des Hauses reichen zurück bis ins Jahr 1244 (erste urkundliche Erwähnung). Zunächst lebten dort adlige Frauen nach der Augustinusregel zusammen, später lebten Benediktinerinnen hier. Als die letzte noch verbliebene Klosterfrau, Anna Gans von Otzberg, 1567 stirbt, wird das Kloster aufgelöst, das Gebäude verfällt; später ist der sogenannte Konventbau die Wohnung des evangelischen Gemeindepfarrers von Höchst. 1962 wurde es als "Evangelisches Jugendzentrum" der Landeskirche Hessen-Nassau eröffnet. In den folgenden Jahrzehnten schloss sich eine wechselvolle Geschichte an: Mal hieß das Haus Jugendbildungsstätte, mal Tagungshaus. In der 68er-Bewegung spielte Kloster Höchst als Versammlungshaus revoltierender junger Menschen eine ebenso bedeutende Rolle wie in den Achtzigern als Begegnungsstätte der Friedenbewegung. Später fanden in den Sommerferien hier Sprachkurse statt. In den vergangenen Jahren fiel es immer schwerer, das Haus wirtschaftlich zu betreiben, zuletzt lag die Auslastung bei rund 40 Prozent. Die jährlichen Zuschüsse der Landeskirche wurden gleichzeitig angesichts der kirchlichen Finanzplanungen zunehmend infrage gestellt.

 Bernhard Bergmann


top